“Wohin gehen Sie?”, ruft mir Herr L’Escoussière zu, lässig auf seine Sense mit der schmalen Klinge, scharf genug, um Kohl abzurasieren, gelehnt, während auf den Tannen der Tannenanpflanzung grosse Bleiwolken rollen. “Ich gehe bis zur Fontäne von Gant !”. Herr L’Escoussière will mich unbedingt begleiten, umso mehr, als seine Kinder sich zum Forellenfischen fertigmachen (Rute, Haken, Grashüpfer) in einem Bach, der in die Arize fliesst. Herr L’Escoussière wirft ein letztes Mal die Stahlklinge gegen das Gras, das zischend fällt und hat damit das letzte pflanzliche Viereck erledigt, besiegt von dem schneidenden Metall.
Abstieg mitten durch Kastanien, Eschen, Buchen, Farn. Herr L’Escoussière zeigt mir eine Quelle in der Nähe eines prächtigen Baumes (“La Sagnouto”) auf der Parzelle 234, stellt die Spuren vom Dachs fest (“jetzt geschützt, da am Aussterben !”), untersucht den angefressenen Efeu auf dem Stamm einer Eiche bis auf Mannshöhe (“das ist der Hirsch oder die Hindin, die hier ihre Ruhe haben, denn niemand kommt hierher !”) und fährt fort, sich mit starken und präzisen Stockschlägen die Passage zu öffnen.
In dem Bach, stellenweise tief geleert, ist kein Wasser, aber plötzlich erstreckt sich eine kleine Lache : “das ist die Fontäne der Furt !”, triumphiert er. Aus einer Spalte quillt ein vollkommen transparentes Wasser (“sie versiegt nie !”), das sofort ein Felsbecken mit sandigem Boden füllt, vor dem sich unser erster Magistrat hinlegt, um mittels der Zunge zu trinken. Ein wenig tiefer zeigt eine sandbespritzte Mulde an, dass sich hier ein Wildschwein (“etwa sechzig Kilo”) ausgiebig in den heissen Stunden des Tages gewälzt hat. Herr L’Escoussière klettert auf allen Vieren die Böschung hoch, folgt einem kleinen Weg am Hang, der an der Grenze der Parzelle 234 entlanggeht, biegt Zweige und die mit grossen schwarzen Beeren beladenen Brombeerranken aus dem Weg, bevor er plötzlich vor einem dunklen, runden Loch stehen bleibt : ein Grubenpfeiler, um den wir vorsichtig herumgehen. Ein wenig weiter, einige Meter entfernt, häufen sich kleine schwarze Steine zu einem feuchten Schutthaufen an : “eine Verladerampe vielleicht”, kalkuliert unser Mann, der jetzt den Haupteingang sucht. Wir verlaufen uns in den Brombeeren und dem Blattgewirr, und um uns zu orientieren, lauschen wir nach dem Fluss, der im Talgrund singt ; wir schütteln unsere von tropfenden Blättern und dem Schweiss des Voranschreitens genässten Hemden und Haare, wir konsultieren den Katasterplan, um dort Passagen oder eventuelle Grenzen auszumachen, bevor wir auf einer kleinen Esplanade von dunklem Schotter ankommen, die in Richtung einer Art Felsschlucht zu führen scheint. Da befindet sich in der Tat die riesige Öffnung, ein Zyklopeneingang in den, ohne ein Wort zu sagen, Herr L’Escoussière einen grossen Stein wirft, den man herabstürzen, abprallen, pfeifen, das Wasser peitschen hört, bevor er sich in der Stille verliert. Weiter entfernt beginnt bei einer nicht weniger immensen Öffnung eine Galerie, sie ist beinahe horizontal, die ins Herz der Par-zelle 228 führt. “Kühe sind da hineingeglitten”, mumelt er nachdenklich und gibt zu, sich zum ersten Mal vor diesen Höhlungen zu befinden, deren Lage anzugeben ihn zahlreiche Neugierige gebeten haben.
“Das muss wie im Norden sein”, fährt er fort, “man sagt, dass es kleine Schienen gab und Förderwagen, die auf der Höhe des Schutthaufens herauskamen, der den Fluss überschaut... und die Scheunen von Ihrem Grossonkel Cartou. Man müsste mit Norbert Casteret * darüber sprechen...” Zwei oder drei Krähen schlagen gegen das Laubwerk mit ihren schweren Flügeln. Plötzlich unterbrechen, auf der anderen Seite des Tals, die fröhlichen Glocken einer Hochzeit in den Feldern den dunklen Frieden dieses Untergehölzes, wo Vulcan eine längere Pause in seiner Höhle einlegt, während die Kälte die eingeschlafenen Glieder von Äolus überkommt, der an seine Seite gekettet ist. Denkt Herr L’Escoussière an sie auf den schlecht bezeichneten Wegen, die, von Kastanien zu Kirschbäumen, uns zum Licht des Himmels zurückführen ? “Ich bin zufrieden, das gesehen zu haben !” schliesst er traurig ab. Was gesehen zu haben ?
* Escoussière du Courtiou, Dorf der Hte Garonne (Midi Pyrénées).
Escoussière - Montgaillard (Toulouse), Name des St Etienne Viertels in Toulouse. Escoussière ist der Name, den man den Strassen gibt, die im Inneren der Stadt an den Stadtmauern entlanggehen.
*Norbert Casteret (1897-1987), Speleologe und Schriftsteller entdeckte die Höhle von Montespan, das Souterrain von Houantaon, (Midi-Pyrénées) und die Höhle von Cigalère wie auch den Abgrund Martel. 0900 Sentein (Pyrénées Ariégeoises).
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