|              Der  Himmel ist blau, die Gascogne fast grün. Die vielfarbigen Passagiere in  gebräunten Rücken und langen Hosen aus Segeltuch schleifen ihre Koffer hinter  sich her zu den lymphatischen Autobussen. Das Wasser des Kanals ist gelb, die  Ziegel der Stadt sind rosa. Es ist sehr warm. Der Asphalt schmilzt nicht, die  Plakate lösen sich nicht ab,                    Die Schöne von Cadiz belegt die Fassade des Grand-Théâtre, die Stadt rührt sich nicht : es ist  sehr warm.             Um vierzehn Uhr Null vier setzt sich, am  Bahnsteig Nummer fünf, die Lokomotive “BB 800 und noch was” , so numeriert vom  Onkel Etienne, der am Bahnhof von Foix postiert war, in Richtung des Hauptorts  dieses Grenzdépartements, das Beamte macht, so wie die Vaucluse Melonen und  Tomaten produziert, in Bewegung. Die Eisenbahnstrecke, eingleisig, sucht ihren  Weg bis nach Andorra vorbei an kleinen Trockenmauern aus Stein, wo graue  Eidechsen faulenzen und zwischen denen die Weinberge schlummern, bevor sie, mit  Schub, die Hänge in Angriff nimmt, wo sich der Rhododendron festklammert. Die  Ariège, örtlicher Fluss, die Riquet beinahe zugunsten seiner rigole umgeleitet und zu den Steinen von  Naurouze geführt hätte, um den aquitanischen Ozean mit dem Meer von Narbonne zu  verbinden, fliesst an den Hängen ihres Gletschertals herunter, aber führt nicht  mehr die Goldklumpen, die ihr einst Ruhm einbrachten. Kleine Städte stellen  ihre stolzen, aus der Geschichte stammenden Leitsätze auf ihren Wällen oder an  ihren Kirchtürmen zur Schau, so wie alleinstehende Bäume die Bildung von  Krähenkolonien fördern : Saverdun und sein Bäcker-Papst, Pamiers, Inquisitionshauptstadt,  Foix und seine rebellische Burg, Ax-les-Thermes und seine natürlichen kochenden  Wasser, die gut waren für die Lepra-Kranken von Saint-Louis  (alias “Ludwig der Neunte, der die Enden  eines rotglühenden Eisens quälte”) bevor sie halfen, jetzt, Schweine zu pellen  und die an Schwefelmangel leidenden Kurgäste zu heilen. Ax-les-Thermes, das ist  bereits der grosse Luxus : Kasino, Schwimmbad, Tennisplätze, exklusive Filme,  Ski mit Seilbahn und ein Postamt, wo man den Pariser Akzent gelispelt hört,  zwischen zwei Ausbrüchen katalanischer Sonoritäten.             Foix,  örtliche Hauptstadt, breitet nicht diese Schickheiten aus. Wie in einer Art  Katmandu für unterentwickelte örtliche Bevölkerung sieht man dort noch, an  Jahrmarktstagen, Säcke mit Korn aneinandergereiht auf der Mittelallee neben dem  Trödelkram des Altmetallhändlers der Gegend, während an den Tagen nationaler  Würde, Beamte in Uniform und steife Parlamentarier stillstehen, vorwärtsgehen,  sich verneigen, dem Geschäft der Kranzniederlegung nachkommen, rückwärtsgehen  zum Trommelwirbel, der aus der benachbarten Kaserne delegiert worden ist.             In  Foix produzieren die Ecole Normale d’Instituteurs und das Staatslycée die  unerlässliche graue Materie, die die Alveolen der bürokratischen Maschine  füllen wird. Ein diskretes Hospital empfängt dort die geheimen Schmerzen ; und  sollte der Fall problematisch sein, transportiert ein Krankenwagen den  Betroffenen, dem ein Familienmitglied die Hand hält, bis nach Tolosa.             Die  Seele der Stadt, für den, der sie hören will, findet man in der mit “In drei  Worten” betitelten Rubrik der Regionalseite in der örtlichen Tageszeitung. Dort  erfährt man, dass das Gras am Rand des Pont-Vieux wachsen will und dies nach  zahlreichen Regentagen gefolgt von einer plötzlichen Hitzeperiode, die  ihrerseits die Besitzer von Kleingärten beunruhigt, die jetzt, im Morgengrauen,  eine wieder undankbar gewordene Erde giessen müssen. In dieser Rubrik findet  man auch, wer sich die Zeit zu lesen nimmt, Annoncen folgender Art : “Angebote  erbeten : zu verkaufen, Gemeinde XXX, in einem Stück : kleines ländliches  Anwesen in den Bergen, mit Wohnhaus und Parzellen an verschiedenen Stellen in  Form von Ödland, Wald, Wiese und Feld, alles zur vakanten Erbschaft der  Mademoiselles X und Y gehörig ...” und dass es also angezeigt ist, Angebote in  doppeltem Umschlag an den Herrn Zentralinspektor der Registratur zu schicken,  wobei sich die Administration Freizügigkeit in der Beurteilung vorbehält und es  ablehnt, Zurückweisung zu motivieren.     Claude d’Esplas (Le Parcellaire)All rights reserved
 Übersetzung : Dagmar Coward Kuschke (Tübingen) |