Herr Stabmann lädt mich also zum Mittagessen ein. Er hat versprochen, das von seinem Geflügelhändler-Sohn aus dem Gers importierte, mit Korn ernährte Hühnchen zu liefern und auch eine beim Metzger von Nachbar-Burg gekaufte Scheibe Kalbfleisch. Als Gegenleistung würde er sich wünschen, dass ich mich in der Gesellschaft von einigen Hors-d’oeuvre (Tomaten, Melonen), einigen Früchten (Pfirsiche, Aprikosen) und zusätzlichem Wein (er besitzt nur zwei Liter) präsentiere, dem von Ginesta wenn möglich, der es zur Zeit der Knappheit im Juli 1944 erlaubte, die Verbraucher-Ration von Pikrat in der Region von Béziers zu verdoppeln, denn es war unmöglich, die neue Ernte einzubringen und, alles in allem, “Wein alkoholisiert nicht !”, wie die Fronturlauber von La Der-des-Der sagten.
Erscheint der Maurer, Herr Baumeister, den ich am Vorabend in seinem Haus in Ninive (schon Kleinasien !) getroffen habe, als er ein gelbliches Getränk schlürfte in Erwartung der gekochten Mahlzeit. Herr Baumeister, klein und dünn, agil, Schnüffelblick, ist umgeben von einer Gattin und einer Schwägerin, die um ihn besorgt sind wie um einen aus dem Nest gefallenen Vogel, wenn er den Schnabel auf die halbgeöffnete Tür richtet, wo sich der muskulöse Körper eines jungen Mädchens in Shorts und harten Oberschenkeln profiliert. Über dem Kopf von Herrn Baumeister, am Ehrenplatz entlang einem Balken, ein Gewehr mit zwei parallelen Läufen, Kaliber 12. Herr Baumeister präsentiert sich also heute plötzlich, um den durchhängenden Balken des Dachs zu untersuchen und einen vagen Kostenvoranschlag mit einer oberen Grenze von etwa 4 500 Francs zu machen. Aber er wird nicht sofort arbeiten können, sagt er gereizt, er hat Arbeit bis ans Ende der Tage ! Oktober, November vielleicht, denn die Urlauber verlangen viel, kaufen Scheunen, die sie kostspielig im rustikalen Stil wieder umbauen. Der Maurer misst, beschliesst, klärt, rät mit diesem Akzent von Massat und dieser Rauheit, die die Gesten der Einheimischen dieses Orts, abgelegen an der Grenze des Languedoc/Gascogne, begleiten, die, wenn der Winter gekommen ist und das Heu in den Scheunen, hinuntersteigen in die Täler, um mit Kneifern oder Medaillen zu hausieren bis nach und inklusive Lourdes (wo das Geschäft vernünftig ist), nachdem sie den Herbst bei ihren Destillierapparaten mit der Fabrikation dieses Zwetschgenwassers - dieses zwickas des Landes der Getae - verbracht haben, den Herr l’Escoussière hinter seinen Holzbündeln lagert und mit dem er reichlich seinen Kaffee verdünnt, den er aus der Ebene in einer Thermosflasche (eingetragenes Warenzeichen Gréco) mitbringt.
Der Maurer steht still, Riecher hoch, vor den Holzrahmen, mehr oder weniger ungeschickt geschnitzt, von drei Betten und erkundigt sich schnell nach ihrem möglichen Schätzpreis, denn er selbst gibt sofort 700 Francs pro Stück angesichts seiner Bekanntschaft mit dem Lumpensammler von St Couserans, der sie ihm auf der Stelle wieder zu einem guten Preis abkaufen würde und der ihn gebeten hat aufzupassen, ob er nicht in den Häuser, wo er arbeitet, alte Möbel sähe. Der Maurer, das Ohr gespannt, betastet das Holz der Treppe (“Ulme oder Kirsche”), ergreift ein Hackmesser, um die Deckenbalken zu verletzen (“Kastanie oder Eiche”), öffnet die eiserne Tür des Backofens rechts vom Kamin (den er als sehr rustikal erklärt). Herr Stabmann, der inzwischen wieder erschienen ist, beobachtet ihn von hinter seinem Schnurrbart und seiner Brille in schickem Stil. Herr Stabmann hat das Hühnchen aus dem Gers geschätzt, das, gut gaskonisch, Schmiss hat, den Duft der Melone, den Säuregrad der Aprikosen. Die Bemerkungen von Herrn Stabmann, viermal zwanzig Jahre, schwanken zwischen Aggressivität und Anzüglichkeit, wenn er seine Ehe erwähnt - sein Cousin hatte ihn doch gewarnt ! : “Couzi nou te marides pas ; tu benes blanc é tout lagaigno, quand la néu crubis la mountaigno, Amour es fret al pays bas.” (Cousin, heirate nicht, du machst dich selbst weiss, deine Augen tränen, wenn der Schnee den Berg bedeckt, die Liebe ist kalt im niederen Land !) und seine Zechereien in den Hotels an Jahrmarktstagen. Es ist sehr warm : ein bläulicher Dunst liegt über der Spitze der Tannen des gegenüberliegenden Bergs. Herrn Stabmanns Lider beginnen zu zwinkern und erst als er die “Madelon”* anstimmt, scheint er seinen Elan von Vierzehn wiederzufinden, bevor er in eine wohlverdiente Siesta sinkt, so sehr hat er die Qualität der Speisen geschätzt, mit denen der rustikale Tisch beladen war : das zarte Lamm von Péguère, das, kaum, am Gras oder an den jungen Weidentrieben geknabbert hat, und dessen Adern noch voll Milch sind, die Birnen von Boussenac (und von seinem Lebensmittelkaufmann, Ehemaliger des Lycée Fébus, der New York mit seinem Käse erobert hat), Birnen, deren Säuregrad vom Winter korrigiert worden ist und die jetzt mit den hervorragenden Vertretern von Montreuil-sous-Bois rivalisieren, der wilde Bergspargel, die Walderdbeeren, die Blaubeeren aus dem Tannenwald, die die Hippies edelmütig nicht zum Selbstkostenpreis weiterverkaufen. Herr Stabmann träumt nicht. Er wird zwei Stunden später aufwachen, erstaunt, noch da zu sein, am Ufer, nachdem er doch geglaubt hatte, wie der Mönch von Montaudon, dass er stärker denn je gerudert hatte.
*La Madelon oder Wenn Madelon... (Marketenderin), Lied der “poilus”, zuerst aufgeführt von dem Sänger Bach (Charles Joseph Pasquier), “tourlourou” (Sodatenhumor), am 19. März 1914 im Eldorado in Paris. Worte von Louis Bousquet, Musik von Camille Robert.
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