Jaufré Rudel - Mittwoch 18. März - Vor Ostern, Esplas de Sérou
Das Gras berauscht manche Troubadoure bevor die Tage “länger im Mai” werden, wie der ferne Jaufré Rudel sagte.
Voltaire - 17. April
Heute morgen wäre Voltaires Grinsen erstarrt. Während die ganze Erde für die gute Rückkehr der Kosmonauten betet, verschlingt ein Erdrutsch ein Sanatorium für Kinder in den französischen Alpen.
25. Dezember - La Tour du Crieu
Schnee um die “Caminets” herum. Ein verrückter Hund kommt im Galopp vorbei und begiesst “im Fliegen” die Tannen unter den Küchenfenstern. Minette die schwarze und Capucine, lilafarben in der Abenddämmerung - die beiden Katzen der Familie - wagen sich vorsichtig bis an den Rand des Sockels des Hauses mit dem blonden Boussens Stein. Die Bergkämme unterbrechen ein blendendes Licht. Ein Holzfeuer knistert im Kamin.
Das ist fast die Stille fast Immobilität, und doch verfolgt die runde Kugel im Raum ihre keplersche Route.
Am 24. abends habe ich Domi bis an die Tür des Presbyteriums begleitet, wo “ Sauto-Barràlhos ” (“ Heckenspringer ”) eine lebende Krippe aufstellt und damit Vals der Felsigen Konkurrenz macht, einige Orte entfernt von hier. Domi hat die Rolle des hl. Joseph, denn der Mann Gottes hat ihr, geschickt, zu verstehen gegeben, dass ihr Grossvater zufrieden wäre (er hiess in der Tat Joseph). Was “ Sauto-Barràlhos ” betrifft, so benannt vom schalkhaften Volksmund zu der Zeit, wo er seinen Dienst in einem Bergdorf versehen hat, weil man ihn herunterkommen sah auf kleinen Wegen und durch kleine Täler bis zum Tal von Vicdessos, “ Sauto-Barràlhos ” hatte also die Kirche mit einigen vorsichtig entzündeten Flaschen Alkohol geheizt, was Domi nicht daran gehindert hat, einen starken Husten zu bekommen, und ihre Grossmutter warf dem Himmel vor, mit der Gesundheit der “Kleinen” kein Mitleid gehabt zu haben.
29. Dezember, 15 Uhr
Angekommen in Esplas de Sérou, Las Esplaneros Kreuz. Moosige Quellen, Rasen weicher als der Schlaf, Schafe im Tau auf der Suche nach neuen Weiden. Die Glocke tönt in der Kirche. Himmel gelb, Kristallblau durchflutet die Landschaft, die “Strahlen schäumt”. Das ist Ekstase ‘oder fast). Nicht eine Wolke, weder im Kopf, noch im Himmel, noch im Herzen. Im Castet de Toch, (Schloss von Toch) Brombeerranken, Dornen, Brennesseln, Wespenstachel und “diese Biene mit den roten Schenkeln, die auf der Spitze der Distel ist”.
Freitag 1. Januar, 16 Uhr 30, Blagnac Es lebe das Neue Jahr !
Ich habe den Zug um 16 Uhr 13 verpasst, gestern abend, der mich nach Toulouse bringen sollte, um das Flugzeug nach Paris zu nehmen Ich trinke eine Schokolade im “L’Horizon”, erster Stock des Flughafens. Die Kellnerin hat Ringe um die Augen (weil mit den Lippen gespielt, um das neue Jahr einzuleiten ?). Bei der Gepäckregistrierung gebe ich das Paket mit der Decke und den Kissen ab, gekauft in Laroque d’Oydes in dem Fabrikladen, wo die Verkäuferin in Hosen, Gesicht grob geschnitten, erstaunlich katzenhafte Hinterbacken promeniert. “Ich wünsche es dir lang und saftig ”, trompetete einem jeden eine Klassenkameradin vom Lycée Febus zu, in den fünfziger Jahren, bei Schulbeginn im Januar.
19 Uhr 40, an Bord der Caravelle ‘Air Inter, Platz 18, C. Zwischen meinen Beinen das Gänsekonfit in einem grossen Steintopf hergestellt in den “Caminets”. Ich reise jetzt in der Caravelle so wie meine Grossmutter früher in einem Autobus mit Schluckauf reiste zwischen St Martin d’Oydes und Saverdun, via Esplas-par-Brie, im Herzen der (quasi toskanischen) Hügel des Terrefort.
Donnerstag 18. Januar
Der amerikanische Assistent des Lycée de Chaillot schlägt mir vor, Provenzalisch in North Carolina zu lehren, während, im Schulhof, die Schüler streiken : creeping like snail, unwillingly to school (kriechend wie die Schnecke, unwillig zur Schule).
Honoré d’Urfé - 18. April
“ An den Ufern dieser angenehmen Flüsse, hat man zu allen Zeiten eine grosse Zahl von Hirten gesehen, die , wegen der guten Luft, der fruchtbaren Flusslandschaft und ihrer natürlichen Freundlichkeit mit soviel Fortüne leben wie sie Fortüne wenig achten ”. (Honoré d’Urfé, l’Astrée)
Claude d’Esplas (Le Parcellaire)
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Translation : Dagmar Coward Kuschke (Tübingen)
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