Sonntag 12. März
Flocken auf Auteuil. Lektüre des Jean Racine von Mauriac, Zwangsakademiemitglied gemäss Lexikon, der nicht zögert zu schreiben : “Der Dichter hätte ohne Zweifel nicht zugestimmt, dass ... “ (stimmen wir zu, dass dies, ohne Doppeldeutigkeit, bester gängiger Sprachgebrauch ist) ; Mauriac, der sich offensichtlich identifiziert mit dem jungen, grossen Bourgeois aus la Ferté-Milon (grosser Marktflecken ganz auf Fassade), das heisst mit diesem Racine, der zu Zechgelagen ins “Mouton Blanc” im Dorf Auteuil kam und der fürchtete, dass die langue d’Oc (alias das patois der gaskonischen Pächter des göttlichen Proustanhängers ?) seinen Stil im Kontakt mit dem feurigen Klima verändern würde.
Was Racine überrascht, sind diese “von der Sonne gerösteten Schnitter, die wie Dämonen arbeiten und wenn sie ausser Atem sind, werfen sie sich auf den Boden mitten in die Sonne, schlafen ein miserere lang und stehen sofort wieder auf. Was mich betrifft, sehe ich das nur von unseren Fenstern aus, denn ich könnte keinen Augenblick draussen sein ohne zu sterben.” Was Racine verführt, sind die Frauen, wie er an La Fontaine schreibt, die “dort strahlend sind und sich auf die natürlichste Weise der Welt einpassen ; und bezüglich ihrer Person, color verus, corpus solidum et succi plenum”.
Kein Wunder also, dass der Dramatiker von Port-Royal (38 Jahre) Feuer an das Hinterteil von Phèdre und von einigen anderen gelegt hat (Madame Phèdre, das ist er ?).
Was schliesslich auffällt, ist, dass der Mann aus la Ferté-Milon einen seiner Briefe mit der Formel “Adioussias” (A Diou Siats ! Geh mit Gott, wie die Vorgänger der Jansenisten im Land der Ketzerei sagten) beschliesst, wo doch der Korpus der Sendschreiben des Bewunderers der Champmeslé (14 Uhr 15 auf den Wellen von Radio Nationale, 12. August 1944) überquillt von lateinischen Zitaten und Racine absolut selbst die Existenz der Troubadoure (und der fin’ amor !) ignorierte, Troubadoure, die sich ganz gleichgültig gezeigt hätten gegenüber dem granulierten Gesicht dieser Demoiselle aus Nîmes, die ihn zuerst angezogen hatte (Anzeichen von Krankheit oder “an einem dieser ärgerlichen und unbequemen Tage, wo Sex Subjekt ist ?”).
Glückliche Literateure der Sorbonne also, die sich beim Auftritt der Heldin in Akt III nie Fragen gestellt haben ! Was Mauriac betrifft, der zu allem ein Kodizil hat (Dank seinem Notar-Bruder), er sieht überall “Blutiges” (Dank seinem Chirurgen-Bruder) und ist das nicht die grosse Regel von allen Regeln, wie der kräftige Kerl im Schlachthaus sagen würde ? Im Rugby, die Affäre des 3 / 4 Spielers am Flügel des Stade Toulousain, ausgeschlossen vom Spiel in Südafrika aus Apartheidsgründen. Der medizinische Doktor, Ex-Kapitän der Fünfzehn von Frankreich und Ex-Bezwinger von Südafrika, da unten, bei ihnen, rät ihm auch, hierzubleiben.
Was Premierminister Wilson betrifft, zu Besuch bei Ian Smith auf dessen Terrain, hat er den schwarzen Oberhäuptern, die unter der Sonne auf den Zeitpunkt warteten, sich dem Konferenztisch zu nähern, ein ausgezeichnetes Essen servieren lassen. Es ist wahr, dass man zur Zeit des fraglichen Doktors, im Midi, die Rugby Vorwärts “die Eselinnen” nannte.
““Es ist seltsam, dass unser Blut die gleiche Farbe, das gleiche Gewicht, die gleiche Temperatur wie das der anderen hat, und dass es unter uns so grosse Unterschiede bewirkt”, nicht wahr ?.
Claude d’Esplas (Le Petit Train d'Auteuil)
All rights reserved
Übersetzung Dagmar Coward Kuschke - Tübingen
|