ADG-Paris
 

Les Merlufleaux

 
Les Merlufleaux Content : Religiöse Chronik: Seine sehr katholische Majestät Heinrich VIII
Shakespeare William (1564-1616)
Wilhelm dem Eroberer oder "We shall never surrender !"
Lewis Carroll (1833-1893)
Mallarmé Stephane (1842-1898)
Poissard Katechismus..., La Fille de Madame Angot, Religiöse Chronik...
Wie geht's, Nononcle ? oder durch welches Wunder "das Pferd von Rabelais unter dem Namen Johannes Cavallus in Orange die Doktor Prüfung bestand"
"Beau-Richard und die Lacher auf seiner Seite, Erzählung einer Sache, die sich in Château - Thierry zugetragen hat - 1665"
Das ist ein Bohème-Leben, oder die Kunst, das "Wintermärchen" von Shakespeare zu interpretieren. (1564-1616)
Observatorium von Meudon, Februar 1748 Wie lange sind Sie schon bei der astronomischen Sekte ?
Briefschreiber Voltaire Aufnahmeprüfung für die ENA : Erster Abend
Für Stéphane Mallarmé, Lehrer am Lycée Papa, am Lycée Papi... Concours Général (Wettbewerb zwischen allen Lycées auf der Baccalauréat Stufe - Harraps) (Hundertjahrfeier des Lycée Papi, 1984)
1987 - 1. Oktober - Chronik : Das Lycée Febus feiert sein 100 jähriges Bestehen
Schulinspektorat / Falscher Fuffziger
Vicomte Chosibus reist in die Aquitania Novempopulana
Fräulein Arsinoé
Cosi fan Tutte oder Maria Aparatchika in Böhmen
Wagner, Mallarmé und die Suche nach dem Gral
Donizetti, Walter Scott, Clément Marot und einige andere ...
Bilanz des Geschäftsjahres
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Dans le Journal de Matthieu Galey
Prix Edredon Polyspires
"English stutter" (bégaiement oxonien)
You, English gentlemen, had better surrender !
Maison de Jean de la Fontaine à Château-Thierry
Accordons donc nos joyeux violons
Les vraies pensées sortent de la panse
Edward Morgan Forster
L'enseignement a besoin d'un sérieux coup de balai du secondaire au supérieur
Townsend Peter, Esq., Général d'Aviation
Cucco di mamma
Roméo et Juliette 95 ou les nouveaux théâtreux
A qui ne va qu'au Sur-G et pas encore jusqu'au Z
République des Lettres ou derniers Salons où l'on cause
Dany le Rouge, Président des Verts
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Schulinspektorat / Falscher Fuffziger

 

            1946 -

            Ein Lehrer der Geisteswissenschaften wäscht seine fünf Töchter mit dem Schlauch im Garten seines Hauses, das genau über der Staatsstrasse N20 steht. Am Tag der Inspektion holt er hervor und liest eine Text-Interpretation, die sich seit ewigen Zeiten in den Tiefen seiner Schulmappe befindet : der “Miroton” findet das sehr gut; die Schüler hatten sich nie vorgestellt, dass ihr Lehrer so hohe Gedanken haben könnte ...

            1947 -

            Es ist Mai, das Wetter ist mild, Maikäfer fliegen um die Kastanienbäume des Schulhofs. Unter der Verdachung spielen wir mit dem zukünftigen scrum-half des Racing-Club de France eine wilde Partie “Baskenball”, als unser Französischlehrer auftaucht : gerade ist der “Miroton-Navets”* Cothurnus (ihn hatte unser Französischlehrer als Lehrer !) angekommen, und Diderot erwartet uns. Jeder wischt sich die Stirn ab, Cothurnus wird sich ganz allein über die Grösse des 18. Jahrhunderts begeistern. Cothurnus wird seinen ehemaligen Schüler beglückwünschen und wird uns auch beglückwünschen, weil wir einen grossartigen Französischlehrer haben, was absolut wahr ist. Am nächsten Tag wird unser Französischlehrer uns zum Dank Rabelais vorlesen, nachdem er die Mädchen rausgeschickt hat.

             Samstag 5. Januar 1962 -

            Es regnet. Im Lehrerzimmer spricht Herr Sylvester, während er die Nacht einatmet, die noch am halbgeöffneten Fenster verweilt, von der Zeit, als er, vor seinem Dasein als Vorortbewohner, die Weihnachtsferien auf dem Mont Ventoux verbrachte. In einer Kurve des Korridors fragt der Doppelgänger von Charles Vanel den Aufsichtführenden, wo sich das Büro der Frau Direktorin befindet : handelt es sich um einen “Miroton-Navets” ?
            In der Pause um 10Uhr25 zittert Fräulein Lämmle noch, denn sie hatte geglaubt, dass diese Person zu ihr wollte.
            Frau Bélise, die eine “lebende” Sprache unterrichtet und aus der Normandie kommt, beklagt sich über Disziplinschwierigkeiten und dass sie in manchen Klassen herumwatet wie in dem Ödland, das den “Knast” umgibt. Sie wechselt die Schuhe, öffnet und schliesst einen tropfnassen Schirm, macht dauernd zustimmende Kopfbewegungen und schwört, dass sie ihre Schüler schreiben lassen wird bis ans Ende der ... Schulzeit.
            Hinten im Korridor, aufgespiesst auf seinem Besen (wisse, dass ich der Besen bin, der bestimmt ist, Dreck wie dich vom Hof zu fegen ?), beobachtet Pepe, der Mann aus dem Berry. Pepe hat eine Dauphine von abgenutztem Kanariengelb erworben, die es ihm erlaubt, in etwa achtstündiger Fahrt nach Nohant zurückzukehren, nicht ohne Begeisterung längs des Wegs hervorzurufen. Pepe zieht aber Paris dem Berry vor, weil man da unten “den einen hier, den andern da helfen muss und man hat nie Ruhe”.

            Sonntag 6. Januar -

            Wahl von Miss France : eine Mathematiklehrerin des Lycées von Fort-Dauphin. Vielleicht werden so die Lehrer in der Achtung der Leute wieder steigen, besser bezahlt werden, wer weiss ? Und jetzt wieder mehr berücksichtigt werden, wie der diensthabende Gefreite sagte. Fräulein Wollig, Lycée-Direktorin, bestellt die Schöne in ihr Büro, um ihr einige Ratschläge zukommen zu lassen : “hören Sie auf, sich zu schminken, vermeiden Sie die Journalisten ...”, das jedenfalls ist die Schlagzeile über drei Spalten einer Abendzeitung, andernfalls Gefahr für die berufliche Benotung dieser schönen Helena, die versucht, das trojanische Pferd in die Mauern unseres spartanischen Unterrichtswesens zu bringen.

            7. Januar -

            Gegenantwort von vierzehn Agregationsinhabern an dieses Fräulein Wollig des Öffentlichen Unterrichtswesens : “So oft wird Agregation an der Stelle von Schönheit gestanden haben, dass es nur gerecht ist, dass endlich die Schönheit den Platz von Agregation einnimmt.”

            14. Oktober 1963 -

            Ultramondänes Tagebuch. Herr Feldweber, Generalinspektor der Staatlichen Schulen, hochdekoriert, verheiratet mit Erfolg seinen Sohn, der Bridge spielt mit einer Dulcinea, die Brücken macht. Ein Freund von Protagoras; sie duzen sich. Der Mann, Beamtensohn, hat viel studiert : Gymnasium, Hochschule, weitere Studien, Ergänzungsstudien am Amerikanisch-Britischen Institut, wo einer seiner Lehrer konsterniert sieht, wie er bis zur Vizepräsidentschaft einer wichtigen Prüfungskommission aufsteigt (Warum er, um alles in der Welt ?), da, wo er endlich ungestraft Sandalen ohne Socken an Füssen ohne Zäsur zeigen kann.
            Eingebildet wie er ist, mehr von sich selbst erfüllt als von anderen, hatte er in Charenton gehässig einen Unwürdigen inspiziert, der eine Buchreihe pädagogischer Art, natürlich eine Quelle schlauen Gewinns, herausgab; er hatte auch die Anstalt besucht, wo seine zweite Tochter vegetierte, die, aus dem höheren Schulwesen kommend, sich auf die Technik der Praxis verlegt hatte; er hatte wie Eier giftige Berichte über diesen und jenen gelegt (unter ihnen ein gewisser “Fussmatte”, wie er Korrektor bei Agregationsprüfungen, Beamtensohn und Ex-Kapitänssekretär), wobei er sich überall und besonders bei Beaujole, aus der Franche-Comté, Inhaber eines Baccalaureats und Direktor obendrein, beklagte, dass man den Lehrertitel jedem Beliebigen gab, während sich ein Lehrer am Amerikanisch-Britischen Institut empörte, dass jeder Beliebige einen Inspektortitel zur Schau stellt. Und schau her, wie im Namen der Gleichberechtigung der Geschlechter unser Chefpädagoge einen Lehrmeister versetzt, um eine ... Meisterin unterzubringen !

Le voyage dans la lune de Georges Méliès

            Mittwoch 19. Mai 1964 -

            Schulhof der Kleinen im Lycée Méliès **. Der “Miroton-Navets”, Schreibblock in der Hand, notiert und notiert, notiert und notiert : eine volle Partitur Noten. Nie hat man soviel notieren sehen. Der “Miroton”, graumeliertes Haar, leichter Regenmantel über gräulichem Anzug, inspiziert eine Sportstunde. Die Schüler - auf den ersten Blick eine Sexta - sind sehr schlecht ausgerichtet. Der “Miroton” verschränkt die Arme und geht abrupt auf dem nassen Schotter hin und her. Der Lehrer zeigt, wie man für den Start zu einem Wettlauf die Schuhe fest anlegen muss (oh Jesse Owens !). Zwei kleine Mädchen passen ihre Schuhgrösse an.
            Der “Miroton” macht ein paar abrupte Schritte, denn es ist überhaupt nicht warm. Er stellt jetzt den Kragen seines Gabardine-Mantels auf und holt seine Aktentasche. Er scheint im Begriff zu sein, wegzugehen. Er konsultiert sein Chronometer, erstarrt fast in strammer Haltung. Die Starttechnik des Wettlaufs interessiert ihn plötzlich im höchsten Grad. 11Uhr 59 O3 : der Sportlehrer geht langsam rückwärts, um die Bewegung besser auseinanderzunehmen : Fehlstart ! 12Uhr 00 01 : der “Miroton” nähert sich dem Sportlehrer und gibt ihm einige Erklärungen, die der brave zweite Geiger, Hände im unteren Bereich der Hose zusammengelegt, anhört. Die Unterhaltung versteift sich, scheint es. 12Uhr O2 OO : Händeschütteln. Der Chefpädagoge entfernt sich majestätisch und mit kurzen Schritten in Richtung eines wohlverdienten Eintopfs. Einige Schüler bringen die Startblöcke, die Denver-Clogs ähneln. Die Stunde geht weiter. Der niedergeschmetterte Sportlehrer hebt die Arme zum Himmel (o Piquemal !) : er hat die Ziellinie durchquert ! ... Stoppuhr ?

            Freitag 22. oktober 1964 - 16 Uhr 30 -

            Protagoras marschiert fieberhaft im Korridor vor der Tür seines Büros auf und ab. Er hat die Grippe, mehr oder weniger. Sein Büro ist besetzt von dem “Miroton- Navets” aus Semigall, Herrn Schumpfnabel. “Er hat zittrige Hände (braucht Goldene Äpfel ? ...), ich habe ihn auf der Treppe zurückgehalten aus Angst, er könnte aufs Gesicht fallen !” kommentiert Protagoras- 17 Uhr 30. Protagoras marschiert erneut im Korridor vor seinem Büro auf und ab, als ich aus meiner Klasse komme, und bittet, dass ich auf ihn warte, während Herr Schumpfnabel (Sankt Grobian Passage 62, Blumenburg) seiner allerletzten Reuigen (Frau Tanzschuh) die Beichte abnimmt - 18 Uhr 00. Sitzung beendet. Der “Miroton” geht langsam die Treppe hinunter und schickt sich an, zu seiner Metro zu gehen, wo Protagoras sich anbietet - mit meiner Hilfe -, ihn zurückzufahren. Hinten in meinem Auto installiert, knallt ihm Protagoras die Tür auf die Knie und setzt sich unter dem Vorwand, dass wir im gleichen Viertel wohnen, zu meiner Rechten.
            Ich fahre an dem kleinen Café gegenüber der Einmündung der Arielle Strasse*** vorbei, entlang dem Friedhof und schnell auf die Avenue Acapulco zu, wobei ich Protagoras vorschlage, den “Miroton”, der zugegeben hat, sehr weit weg zu wohnen (Sankt Grobian ...), “näher” heranzufahren. Der “Miroton” bedankt sich überschwenglich, fragt, ob der Umweg ..., erklärt, dass an der Endstation vielleicht mehr Plätze seien als davor ... Unterhaltung zwischen Protagoras und dem “Miroton”. Der erstere unterstreicht seine Beziehungen zu dem radikalen Stadtrat von Buchtberg, spricht von dem Abgeordneten, dem Bürgermeister, dem 5. stellvertretenden Bürgermeister, der einem kleinen Mädchen von siebzehn Jahren nachläuft, macht aus Buchtberg eine Stadt mit 100 000 Einwohnern (was den “Miroton” anscheinend sehr erstaunt ), gibt zu verstehen, dass er 1939 Blumenburg gut kannte, als er dort - er als Major - die Einheiten seines Bataillons ausbildete, das sich ausschliesslich aus Ausländern, die für Frankreich kämpfen wollten, zusammensetzte (im letzten Jahr war Protagoras nur Hauptmann !), und die Môme Moineau und ihr Benitez, der sie unterhielt. Der “Miroton” nickt ernst Zustimmung und befindet, dass es heutzutage in Blumenburg Stars dieses Kalibers nicht mehr gibt. Der “Miroton” beklagt sich, dass die Leute in der Stadt Probleme hatten, ihm den genauen Ort des Lycée Méliès anzugeben und findet das sehr anormal, erkennt aber an, dass Blumenburg kein Lycée hat, es sei denn, sehr berühmte Pferde (die Houyhnhnms ?).
            Am Buchtberger Tor steigt der “Miroton” aus, um mit der Metro weiterzufahren und bedankt sich aufs Neue überschwenglich. Die Unterhaltung kommt wieder in Gang mit Protagoras, der mir erzählt, wie der “Miroton” Frau X in einer Sexta inspiziert hat, ausgelöscht, ausgeschrien, unhörbare Stimme und die am anderen Ende von Paris wohnt “sogar weiter als Sie oder ich”, stellt er fest. Ich erfahre noch, dass Der Trottel, Meisterkoch der Inspektionskochanstalt für Sprachen und Kommandeur des Ordens vom Kreuz des Hl. Ludwig, Protagoras, damals Direktor von Kornstadt, 14. 000 Franken Telefongebühren schuldet und dass letzterer das als betonte Zechprellerei-Gaunerei ansieht. Was den Direktor von Digolf-Kohlenstadt angeht, der dem “Miroton” und seiner Dame mit Vergnügen zwei Mahlzeiten abgeschlagen hatte, weil dieser nacheinander Lehrer, Aufsichtspersonal, stellvertretenden Direktor und Direktor angeschrien hatte, dieser Direktor wartet immer noch auf seinen Ehrentitel. Und Herr Protagoras endet : “ er kann ihn sich ins Arschloch stopfen, seinen Ehrentitel !”

            Montag 25. Oktober -

            Der “Miroton-Navets” Adret schickt sich an, am Lycée Méliès, Fräulein Bérangère zu inspizieren.
Adret - Montsegur, Le Pog, Arièjo
            Herr Adret, ehemaliger Geschichtslehrer in Maulwurfingen, kommt soeben aus Ferien in Altamira zurück, wo er seinem Sohn durch den örtlichen Volksschullehrer ein wenig Unterricht hat erteilen lassen.

            Mittwoch 27. Oktober 1964 -

            Ich begegne Protagoras, der mir ein Loblied auf Herrn Adret singt, der darauf bestanden hat, seine alte Schwiegermutter (92 Jahre und die am Sterben ist) persönlich zu begrüssen, wobei er erklärt, dass der Sohn von Herrn Adret Pastor ist. Adret ****, der damit angegeben hat, dass sein Grossvater Hirte war, ist von seinen Mortikultur treibenden Schwiegereltern in die Welt getrieben worden und hat seinen khâgnösen Schülern erzählt, wie der Frisör eines prähistorischen Orts so gern Frau Adret, seine Gattin, an den Haaren bis ins Innerste der immensen Grotte gezogen hätte (cf. Mas Azil).

            17. November -

         Herr Beinling, Akademie-Inspektor, hat die Englisch-Referendare besucht. “Ein guter Freund von mir, Direktor am Lycée Gollin-von-Zarten ”, teilt Protagoras mit. Frau Schläfer kommt verspätet und gesteht Herrn Beinling ohne Umschweife, dass sie nicht rechtzeitig aufgewacht ist. Die fröhliche alte Betriebsnudel vermutet das Schlimmste, was Gefühl anbelangt. Darauf erscheint Protagoras, der kommt, um Frau Schläfer zu entschuldigen, denn “sie hat soeben einen Autounfall gehabt”. Beinling gibt daraufhin den Schülern von Frau Schläfer folgenden Satz zur Übersetzung : “die Englischlehrerin ist verspätet, weil sie nicht rechtzeitig aufgewacht ist”, allgemeines Gelächter angesichts des Scharfsinns der schnellen Antwort.
            Pädagogik : Herr Protagoras weist mich darauf hin, dass ein “Miroton”einen “Inspizierten” in Kurztal durch Herzanfall zum Sterben gebracht haben soll und seitdem etwas in sein Loch verkrochen sei.
            Schreiben wir, schreiben wir, es wird immer etwas davon bleiben - Gabelmann, zerschlagenes Maul, ist böse auf die Lehrerinnen, die ihn nicht hübsch genug fanden. Sohn eines gaskonischen Druckers, Preisträger der Fakultät der Avernes *****, war Gabelmann stolz auf seine Literaturkenntnisse und hatte einen Gedicht-Brief oder ein Brief-Gedicht an Major Popoye, einen weiteren örtlichen Gelehrten, geschickt. Cothurnus, der Kelte, wirft sich in die rousseauistische Literatur und prahlt damit, in einem HBM untergebracht zu sein. Putzemann schreibt Gedichte, die er den Suif et la Bougie nennt. Raoul hat ein bewundernswertes Werkchen verfasst : Ratschläge für das Unterrichten des Swahili, während Der Trottel und einige andere (unter ihnen Mylor von Nirgendwo) in Schönschrift Märchenberichte über Examina zwischen zwei Anfällen von phonetischem Fieber, zugezogen in einem Stalag auf der anderen Seite des Rheins, schreiben.

            Protagoras der Gaskone -

            Verwandt mit einem grossen Schriftsteller durch seine Grossmutter, Besitzer der Korrespondenz von Valéry (50 Briefe), Sekretär von Gide (“in der Gegenwart von Fräulein Mutich”, betont er), Bewunderer von Aragon, Veröffentlicher einer Gedichtsammlung bei Seghers, geht Protagoras eines Tages in einer Philosophieklasse an Land : “Ich komme gerade runter von Jean-Paul (d.h. Sartre). Er hat mir gesagt : er (d.h. Camus) hat nicht gelitten. Das ist sehr gut so”. Das war nach dem tödlichen Verkehrsunfall von Camus. Informante von den jungen Gaullisten ruft ihn an : “Sie sind ein Sch ...!”; Protagoras stellt eine Lycée-Auswahl auf und fragt jedes Element : “Ich bin ein Sch ..., ich ?” Protagoras spart keine Mühe bei einem Akademie-Finale seines Lycées (Fussball), was ihn nicht daran hindert, mir etwas später zu erklären : “Ich verabscheue dieses Spîel der Einarmigen”. Auf dem Boul’ Mich trifft Protagoras ehemalige Schüler des Lycées von Kornstadt, denen er anvertraut, dass das Lycée Méliès das schönste Schwimmbad Frankreichs besitzt ...

William Turner - Lac d'Averne, Italie

            Samstag 20. November -

            Zum Essen bei den Le Dauphin, Blauwegstrasse. Er erzählt, dass eine der Hilfskräfte, letztes Jahr für 3 Monate als Ersatz für Fräulein Philaminte rekrutiert, nur das Zeugnis für Grundschulunterricht hatte. Inspiziert in einer Lateinstunde, hat er die pädagogische Note 6/20 bekommen, nachdem es ihm gelungen war - in anderthalb Stunden - eine einzige Zeile Text von Cicero dank der den Text begleitenden Übersetzung (Aubier/Montaigne/Guillaume Budé ?) zu übersetzen ... Gibt es nicht Leute, die ohne Führerschein fahren ? Der auf diese Weise Qualifizierte hatte vor einigen Jahren - betrügerisch - die Ausstellung eines Diploms für Gymnasiallehrer, einem seiner entfernten Verwandten verliehen, erreicht. Er unterrichtete also Französisch und Latein an den Lycées Matisse und Lafayette, bevor er auf dem Hügel von Buchtberg Schiffbruch erlitt, mit dem Rang eines Hilfslehrers. Seine Methoden waren nicht ohne pädagogisches Interesse, da er die Arbeiten seiner Viertklässler von seinen Schülern der dritten Klasse korrigieren liess und so wirklich die Note 6/20 (auf der Richter Skala ?) verdiente, die der diensthabende “Miroton” vorsichtigerweise gegeben hatte, der aber absolut nicht wollte, dass das bekannt würde : was zur Kenntnis genommen wird.
            Heute abend bekomme ich, vermittels eines Syndikats mit starkem Hörvermögen, Mitteilung meiner pädagogischen Note : das Doppelte von der dem oben genannten Hilfslehrer zugeteilten. Natürlich deshalb, weil ich wirklich Inhaber des BEPC bin !

            27. April 1966 -

            Seit zwei Tagen läuft die stellvertretende Direktorin in den Korridoren hin und her, um den geisteswissenschaftlichen Lehrern Klassen-Nummern im Erdgeschoss zuzuweisen, wohin sie mit ihren lieben Schülern umziehen sollen, weil die Generalinspektorin Wiebel herzleidend ist und nicht treppesteigen kann. Le Dauphin sagt mir, dass die genannte Inspektorin im Garten Lycée einen ganzen Schlafsaal requiriert hat, um dort mit ihrem Wiebel (Literatur in achtzehn Bänden ) zu logieren und zu schlafen (mit ihrer Literatur ?). Sie liebt Stendhal, denn seine Helden sind schön, und ihr Herz schlägt schneller angesichts der Landschaften des Jura. Heute morgen um 8 Uhr sehe ich sie aus dem Taxi steigen, am Arm von Herrn W. Protagoras ist ganz Aufmerksamkeit. Frau Wiebel war schon 1943 tätig, erinnert sich Herr Ahof. Ein gewisser “Miroton-Navets” (Französisch) hatte Herrn Ahof in Avignon inspiziert. Es war heiss. Die Stunde war über Grammatik. Der “Miroton” lässt sich hinten in der Klasse nieder, lässt seine Jacke fallen, ist in Hosenträgern, schwitzt - den Rücken zur Klasse gekehrt. In seinem Bericht konnte man das komplette Porträt von Ahof lesen (Blick, Gang, Gewicht, etc.). Ein gewisser Kleinato (“Miroton”), so kurz wie ein Sechstklässler, fällt ein bei Ahof an einem Tag, als dieser eine schöne Tirade aus Micromegas erklärte : daher gegenseitige Verlegenheit.

            Von einem Lycée zum anderen 1966 -

            X, in Bordeaux Mathematiklehrer für Unterricht in Vorbereitung auf den Besuch der Grandes Ecoles, hat ein altes schwarzes Fahrrad von einem “Miroton-Navets”gekauft, der regelmässig jedes Jahr vorbeikommt, um zu sehen, ob die Maschine immer noch so gut rollt. Y brachte sein Kochgeschirr mit ins Lehrerzimmer im Lycée; bekleidet mit denselben alten Klamotten von einem Schuljahrsanfang zum anderen, erzählten seine Kollegen, dass er Land kaufte. Z erntete in der Nacht die neuerschienenen Früchte in den Gärten seiner eigenen Schüler.

            17. Januar 1967 -

            Den Mann aus Limoges, Aufsicht für die beiden obersten Klassen, gesehen. “Wenn Sie wüssten, was in diesem Haus von morgens bis abends los ist”, flüstert er mir zu. “Anonyme Briefe und Telefonanrufe bis über beide Ohren”. Als er in Metz arbeitete, rief ihn eines Tages jemand an, um ihm mitzuteilen, dass seine Tochter (16 einhalb Jahre) mehrere Male in einem verdächtigen Lokal der Stadt gesehen worden ist. Nach einjährigen Nachforschungen stellte sich der Spitzel als Sohn eines aktiven Obristen heraus. Zum Thema Denunziationen ist es interessant, sich darauf zu beziehen, was der Ex-“Miroton-Navets” Cothurnus zum Thema Denunziationen am Lycée Papi während der Okkupation sagt.

            Donnerstag 7. März 1967 -

            Europe 1. Der “Miroton-Navet” Der Monarch stammelt ins Mikrophon, um zu erklären zu versuchen, dass die Notengebung nicht mehr von O bis 20 sein soll, sondern von 1 bis 5 oder von A bis F und nicht von A bis Z.
            Vorgestern morgen kommt das Fräulein Leonore (Tochter von einem “Miroton-Navets”) zu mir, um mich zu informieren, dass sie während der nächsten Stunden abwesend sein wird : sie heiratet und fliegt der Liebe so eilig entgegen wie ein Schüler seine Klasse verlässt.
            Frau E. Jenny besteht ihr mündliches “Capesse” Examen unter der Leitung von “Miroton-Navets” Ernst der Wendige, der mehr oder weniger inkognito im Lycée Papi wohnt. Er will nicht, dass das gesagt wird. Die Dame Jenny, Gattin eines Diplomaten, ist ganz bewegt davon unter ihrem Pelzmantel. Sie bekommt die Note “gut”, was im Gegenzug ihrem Ernst das Aufenthaltsrecht vor Ort zugesteht ?
            Bum-Bum, dekoriert und der in den kleinen Klassen Mathematik unterrichtet und der in der Kantine isst, ist ein ehemaliger aktiver General, wie sein Fünftklässler-Kollege am Lycée Méliès, der Mathe unterrichtete und an der Tafel die Arme hob, bedroht wie er war von Korken-Pistolen.

            Freitag 19. Juni 1970 -

            Im Bus Nr. 32, Richtung Muette, veranlasst mich eine erschreckte Stimme in halbvertrauten Tönen, mich nach einem blauen, neu riechenden und über eine altmodische Sitzfläche fliessenden Anzug umzudrehen. Der Stöhner bittet um “Eurlaubnis”, wegen der Verkehrsstauungen aussteigen zu dürfen. Es ist der Mandelschok, dem es gelingt, den Autobus zu verlassen und der sofort zu laufen anfängt, krummbeinig, Tasche am Arm ziehend, wie gebeugt unter dem Gewicht seiner “Agreugation in Grammatik”. Herr Mandelschok hatte vor Zeiten ein “originelles Buch” vollendet, “betitelt Die Lokomotive Marie Luise, ein erster Schritt unseres Freundes in der Kinderliteratur”, so die begeisterte Kritik.

            Dienstag 17. Juli -

            Der junge und scharfsinnige Äskulap erscheint um 8 Uhr zur mündlichen Prüfung eines grossen Universitätsexamens an der Sorbonne. Im Korridor lassen Pedellen in grauen Kitteln ihre autoritären und beschützenden Stimmen erschallen. Auf den Holzbänken klappern die Kandidaten vor Geist mit den Zähnen. Äskulap “zieht” einen Maupassant-Text. Während seiner Prüfung gehe ich in den Korridoren auf und ab und stosse auf die “entlegenen Örtchen”, in Flaubertinischen Proportionen. Äskulap kommt endlich heraus, deprimiert, Nerven extrem angespannt : ein Mitglied der Jury hat ihn der Anmassung beschuldigt, weil er das Wort “livide” mittels eines Zitats von Littré erklärt hat, nämlich zwischen schwarz und blau.Gelächter und Sarkasmus von den anderen Jury-Mitgliedern am Rande von Apoplexie.

            Montag 27. Juli 1970 -

            Zwei Journalisten kommen aus der Volksrepublik China zurück. Chou-en-Lai soll ihnen erklärt haben, dass Taiwan befreit werden würde und ganz Asien dazu. Einer der Journalisten heisst Zwilling. Als die Zwillinge ihr mündliches Bac gemacht hat, hielt sich, laut Herrn Diacrest, ein Generalinspektor an ihrer Seite (um ihr Wissen zu bewundern ?).

            6. November 1971 -

            Ein “Miroton-Navets” für Englisch kommt im Lycée vorbei. Am Ende der Stunde Komplimente des alten Knaben, der sich begeistert ... für die Stunde ? Nein, ganz dämlich, weil gewisse Mädchen zu ihm gekommen sind und freundlich “Auf Wiedersehen !” gesagt haben.

 

Gravelotte - Saint-Privat - SCHLACHT BEI GRAVELOTTE. - 18. August 1870

            Mittwoch 4. April 1973 -

            Fortsetzung der Debatte Unterrichtsminister / streikende Oberstufenschüler. Im Schulhof des Lycée Papi betrachten Direktor und stellvertretender Direktor, in voller Grösse in der Aprilsonne aufgerichtet, den Hof wie der Korse in Austerlitz. Auf der darüberliegenden Galerie gehen Schüler einer auf die Universität vorbereitenden Anstalt hin und her, die ihnen zwei oder drei Knallfrösche an den Hintern werfen. Tummsdorf und Napolium drehen sich langsam um, würdig, noch einmal langsam, aus Angst, dass das ausser Rand und Band gerät wie in Gravelotte ******.

            Donnerstag 3. Mai 1973 -

            In einer auf Veto vorbereitenden Klasse, die mit dem Näherkommen der Prüfung durch die Sonne und die Knospen des Frühlings reduziert ist, erwähne ich einige Beschreibungen von Hemingways Kenia und die netten Raubtiere, deren Schutz ihnen vielleicht eines Tages obliegen wird : aber wieviel mehr interessiert sie der Kartentrick, den ich ihnen am Ende der Sitzung vormache, mit dem abgenutzten Pack, das sie auf einem Tisch vor dem Klassenzimmer beschäftigte und das ich ihnen scheinbar wegnehmen musste, weil sie scheinbar nicht eintreten wollten, daher Versprechen einer Belohnung, daher ihre drängende Erinnerung “das Versprechen, das Versprechen !” Und schliesslich ihr massloses Erstaunen, geradezu kindlich, angesichts der Zaubertricks eines Taschenspielers ihres Stadtviertels.

            Freitag 5. April 1974 -

            In einer Agro-Klasse und unter dem Siegel der Verschwiegenheit gebe ich zu verstehen, dass manche Tiere soviel Gefühl an den Tag legen wie die besten unter uns. “Aber der muss verbrannt werden, das ist ein Ketzer !” stöhnt ein junger Inquisitor. (der Ketzer wird der sein, der das Feuer anzündet und nicht die, die man verbrennen wird, wie Paulina in Das Wintermärchen sagt).

            18. Juni 1974 -

            Eins der Lämmer des Lycée Papi bekommt den 1. Preis im Concours Général für amerikanisch, daher eine Reihe von Gratulationsschreiben : fehlen lediglich die Briefe der Ober-“Mirotons” der Generalinspektion. Mit grillen beschäftigt ?
            Le Concours Général - der Lobra und der stellvertretende Direktor klopfen leicht an die Klassentür : sie kommen, um mit Champagner aus Plastikbechern zu Ehren des Preisträgers beim Concours Général zu feiern, während sie selbst auf eine offizielle Anerkennung ihres grossen Verdiensts in dieser Sache warten. Sie werden in der Tat dekoriert werden ... Bravo !

            Dienstag 4. Januar 1977 -

            Zurück zur Arbeit bei Papi nach dem Absenden von Dutzenden von Neujahrskarten. Ein “poilu” sagt, dass er nächsten Donnerstag einen Vortrag über E. Allan Poe hält. Ich werde auf diese Weise das Problem Mallarmé seitlich angehen, da es schwierig ist, die Selbstmorde von Kollegen, mit posthumer Segnung einer Verwaltung, die dem Pharisianismus näher steht als der sogenannten christlichen Barmherzigkeit, ex abrupto zu erwähnen.
            Was für Demütigungen erlebte Mallarmé am Lycée ... Papi. Ich betrachtete heute morgen die vergilbten Photos eines alten Albums (1884-1885). Posiert Mallarmé für die schönen Augen dieser Bourgeoisie, die ihn nach einer Präsenz von einigen Monaten so elegant vertreiben sollte - mit Hilfe des Schulinspektorats - wegen übermässiger Intelligenz ?

            1980 -

            Curriculum vitae - Peter Turf, Durchschnittsfranzose, hatte sich mir unter den Titeln “Miroton-Navets” vorgestellt, wo er doch nur Akademie Inspektor war, bestenfalls mit einer Mission für das Schulinspektorat betraut. Er war vorbeigekommen, um wie der Wind diesen und jenen zu sehen. Grund für die genannte Visite : endgültige Versetzung einer entfernten Dame aus der Karibik, in Scheidung lebend, deren Disziplin im Rhythmus ihrer losen Zähne schwankte und wegen ihrer Hautfarbe.
            An einem Montagmorgen war er zu mir in eine Mathematikstunde der Abschlussklasse gekommen, fand es sehr schwer, den Erklärungen zu den “black holes” zu folgen und öffnete sich mir gegenüber bezüglich der Schwierigkeit der Demonstration, was einen Schüler, ein naher Nachbar von ihm in Nymphenburg, veranlasste, anzubieten “ wollen Sie, dass wir ihn versetzen ?”.

Anmerkungen

* Mirotons-Navets = Bœuf Carottes = Falscher Fuffziger

** Cf. Lycée Méliès Georges Méliès (1861-1938) Regisseur französischer Filme, Vater der Spezialeffekte, Schöpfer des ersten Filmstudios in Frankreich. Reise zum Mond. (1902). Der Méliès Preis krönt jedes Jahr den besten französischen oder in französischer Koproduktion entstandenen Film. Charlie Chaplin : “Er ist der Alchimist des Lichts!”.

*** Cf. Arielle Strasse Ariel = Schlechter Engel. Luftgeist unter dem Befehl von Prospero, eine Person in Shakespeares Sturm.

**** Cf. Adret der Sonne zugewendeter Berghang, von Altfranzösisch adrecht. Der ubac (oder “Kehrseite”) ist ein aus dem Franco-Provenzalischen hervorgegangener geographischer Ausdruck (ursprünglich opacus : finster, dunkel), der diejenigen Hänge eines Bergtals bezeichnet, denen die kürzeste Sonneneinstrahlung zugute kommt. Ubac – Soulane (Soulan : Gemeinde der Ariège in den Pyrenäen).

***** Cf. Avernus Fakultät Der See von Averno ist ein in der Campania bei Neapel (Italien) gelegener vulkanischer See. Er liegt im Inneren des Golfs von Baia und hat die Form eines tiefen Brunnens. Wegen der früher von ihm ausgehenden Schwefeldämpfe betrachteten ihn die Alten als Eingang zur Unterwelt. Die Höhle der Sibylle von Cumae befand sich an seinem Ufer. (Eneide)

****** Cf. Gravelotte Dorf auf dem Plateau Messin (324 Meter), an der Achse Metz-Verdun. Es gibt intensive Landwirtschaft mit Rüben- und Getreideanbau und Viehhaltung. (1137 bekannt unter dem Namen Graevium). Während des französisch-preusischen Kriegs war die Gegend von Gravelotte-Saint Privat Schauplatz blutiger Kämpfe mit 53.000 Toten, 14.500 Verletzten auf preussischer Seite, 1.200 Toten, 4.420 Vermissten und 6.700 Verletzten auf französischer Seite. Wilhelm I nannte das Schlachtfeld “das Grab meiner Garde”. Von sehr dichtem Regen wird in Frankreich gesagt: “ Es fällt wie in Gravelotte”.
 

Claude d’Esplas (Les Merlufleaux)
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Übersetzung : Dagmar Coward Kuschke (Tübingen) 




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